Samstag, den 30. Oktober 2021 um 00:00 Uhr
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Schröters Wochenschau

Haspa schweigt im Namen der Sicherheit

Die Bösewichte bohrten sich wie Loriot'sche Steinläuse durch die Betondecke in den Tresorraum, knackten die Hälfte der vorhandenen Schließfächer

Eine Glosse von Jan Schröter

Erschienen im Hamburger Abendblatt vom 30.10.2021

So geschah es im August in der Haspa-Filiale Norderstedt, Rathausallee. Seitdem warten die Beraubten, nämlich die Mieter der demolierten Schließfächer, auf Schadensregulierung oder zumindest eine rasche Abschlagszahlung als Ersthilfe. Und sie rätseln darüber, ob und wie der Tresorraum überhaupt gesichert war – beispielsweise durch Videoüberwachung. Schließlich blieb die Alarmanlage während des Einbruchs stumm. Die Haspa möchte dazu nichts sagen. Aus Sicherheitsbedenken. Es soll ja geheim bleiben, mit welchen Hindernissen zu rechnen sei, sollte noch jemand mit dem Gedanken spielen, mal eben die eigene Kasse mit den Wertsachen aus den Schließfächern anderer Leute aufzuhübschen.

Liebe Haspa: Eure Alarminstallation hat offenkundig versagt oder ist erfolgreich ausgehebelt worden. Ihr könnt also getrost erzählen, was da an Schutz vorhanden war. Oder ist das etwa auch weiterhin unverändert so geblieben, womöglich noch baugleich in allen anderen Filialen? Obwohl die Täter vom August offenbar eine Methode beherrschen, an dieser Konfiguration vorbei unerkannt herein und beutebeladen heraus zu kommen? Und immer noch frei herumlaufen? Ihre Methode demnächst vielleicht noch mal praktizieren oder sie meistbietend an die nächste Panzerknacker-AG verkaufen? Nicht im Ernst, oder? Dann müsste man sich als Kunde wirklich Sorgen um jedes Schließfach in jeder Haspa-Filiale machen.

Aber bestimmt wurde die neue Tresorraum-Überwachung längst um ein paar pfiffige Neuheiten komplettiert. Würde jeder so machen, Ihr hoffentlich auch. Und deshalb sollte man doch jetzt getrost enthüllen, welche Sicherheitsvorkehrungen zur Tatzeit in der beraubten Filiale vorhanden waren. Schon, weil das Schweigen in dieser Sache nur Spekulationen befeuert – war die Alarmanlage zu billig, nicht eingeschaltet oder bloß eine Attrappe? Dazu aus Sicherheitsbedenken keine Auskunft zu geben, richtet sich an die falsche Adresse. Den Kriminellen ist das schnuppe, die hatten ja kein Problem damit. Aber es ist ein Affront gegen die Kunden, die der Haspa ihre Wertgegenstände anvertrauen. Also bitte nicht die Transparenz vernebeln, bis vielleicht irgendwann die Täter geschnappt sind. Das kann nämlich dauern.

Vor allem, wenn es sich am Ende doch um Loriot’sche Steinläuse handelt.