Mittwoch, den 30. Juli 2008 um 00:00 Uhr
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Wenn die Versicherung nicht zahlt - verzögern, verschleppen, klagen...

Erfreuliche Wendung im Rechtsstreit zwischen der Eggenroter Bäckerei und der R+V:
Die R+V Versicherung überweist weitere 148.000,00 EUR an das Bäckerpaar aus Eggenrot. Die wirtschaftliche Existenz der Bäcker und ihrer Mitarbeiter ist vorerst gesichert.

Wie den Zahlen am Kapitalmarkt zu entnehmen, feiern Versicherungsunternehmen wie die R+V alljährlich Rekordeinnahmen. Trotz alledem werden Versicherungsnehmer in zunehmendem Maße damit konfrontiert, dass sie von den milliardenschweren Konzernen bei Eintritt des Versicherungsfalles schlichtweg hängengelassen werden.

Die Versicherer versuchen durch Verzögerungen, haltlose Unterstellungen und Beschuldigungen sowie durch Klagen, berechtigte Auszahlungen zu minimieren oder diese sogar gänzlich abzulehnen – so auch im Falle der Eggenroter Bäckerei in Ellwangen.

Von Bekannten benachrichtigt, eilte das junge Bäckerpaar Thomas und Gaby K. am Abend des 25. November 2006 zu ihrer Bäckerei und mussten mit ansehen, wie ihre berufliche und persönliche Existenz lichterloh in Flammen stand. Für das junge Bäckerpaar, das zugleich Verantwortung für 22 Mitarbeiter trägt, war dennoch schnell klar, dass sie nicht aufgeben und ihre berufliche Existenz wieder aufbauen werden. Daher kontaktierten die Bäcker unverzüglich Ihre Feuerversicherung: die R+V.

Hier ahnte das junge Bäckerpaar noch nicht, dass ihnen ein wahrer Albtraum bevorstand.

Zunächst zahlte die R+V: 183.000,00 EUR gingen als Abschlag an das junge Bäckerpaar. Diesen Abschlag forderte die R+V dann jedoch zurück. Anders als Staatsanwaltschaft und Gutachter, die klar einen technischen Defekt als Ursache herausarbeiteten, stellte die Versicherung zumindest indirekt die unsägliche Behauptung auf, dass das junge Bäckerpaar den Brand selbst gelegt habe. Darüber hinaus warf man den jungen Bäckern u.a. vor, dass diese rechtswidrig Papier am Haus gelagert und somit Obliegenheitsverletzungen aus dem Versicherungsvertrag begangen hätten.

Ungeachtet der Ermittlungsergebnisse der Kripo, der Staatsanwaltschaft und des eingeschalteten Feuersachverständigen, die für diesen Vorwurf der Brandverursachung keinerlei Anhaltspunkte lieferten, beharrte die R+V auf die Rückzahlung der gezahlten 183.000,00 EUR und lehnte weitergehende Zahlungen kategorisch ab.

Die R+V spielte nun auf Zeit – wohl wissend, dass dies dem jungen Bäckerpaar die „finanzielle Luft zum Atmen“ nahm und die Bäcker an den Rand der Insolvenz trieb.

Die Versicherung nahm dies bewusst und vermutlich gezielt in Kauf.

Die Bäcker gaben jedoch nicht auf. Mit Hilfe dieser Kanzlei klagten die jungen Bäcker gegen die übermächtige Versicherung. Nach über 1 ½ Jahren und zahlreichen weiteren unsäglichen Unterstellungen und juristischen Winkelzügen des Versicherers fand im April 2008 der erste Gerichtstermin am Landgericht Stuttgart statt.

In diesem Termin geriet die R+V angesichts ihrer zum Teil an den Haaren herbeigezogenen, fehlerhaften juristischen Argumentation ein erstes Mal ins Wanken: Man verzichtete auf die geltend gemachte Rückzahlung der 183.000,00 EUR und bot weitergehende, allerdings grotesk niedrige Zahlungen an.

Für das junge Bäckerpaar waren diese Regulierungsangebote der R+V vor dem Hintergrund, dass es auf den Erhalt eines Zahlungsminimums angewiesen war, um Gläubiger zu befriedigen und den Betrieb fortzuführen, nicht annehmbar. Darüber hinaus lag die angebotene Forderung weit unter dem, was der Sachverständige als Wiederherstellungskosten ermittelt hatte. Diese wirtschaftliche Zwangslage der Bäcker war der R+V bewusst. Daher lehnte diese im Gerichtstermin weitergehende Zahlungen ab.

In der Folgezeit zerfiel die juristische Argumentation der R+V zunehmend. Das tatsächliche und rechtliche Vorbringen der R+V erwies sich mehr und mehr als haltlos. Zudem wurde der mediale Druck auf den Versicherer immer größer. Neben örtlichen Zeitungen wie der „Schwäbischen Post“ und der „Ipf- u.-Jagst“ Zeitung und des überregionalen „Focus“, nahm sich auch die Fernsehsendung „Stern-TV“ des Schicksals der jungen Bäcker an.

Im Zuge dieser medialen Berichterstattung lenkte die R+V schließlich ein. Vor wenigen Tagen erhielt das Bäckerpaar weitere 148.000,00 EUR. Die berufliche Existenz der Bäcker ist damit erst einmal gesichert, die Angst vor der Insolvenz beseitigt.

Das mit dem rufschädigenden und haltlosen Vorwurf der Brandstiftung konfrontierte Bäckerpaar will gegen die - nur vermeintlich - übermächtige Versicherung jedoch weiterkämpfen.

Denn sonst hätte die Versicherung ihr vom ersten Tage an verfolgtes Ziel erreicht: „Billig aus dem Schaden herauszukommen“.

Der Gesamtschaden ist noch nicht vollständig ausgeglichen. Insgesamt stehen noch ca. 25% der vom Sachverständigen ermittelten Wiederherstellungskosten zur Regulierung aus.

Weitere Informationen in Kürze hier.

Siehe zudem:
Örtliche Presse, sowie www.sterntv.de (Sendung vom 25.06.2008)